Viele, viele Menschen schreiben Gedichte. Das ist gut so, fördert die persönlichen Ausdrucksfähigkeiten und ermöglicht, ja, fordert geradezu bei den Überlegungen zur Gestaltung, an und in Alternativen zu denken.
Das alternative Denken betrifft neben Wortwahl und Wortstellung aber auch die Präsentationsformen; und so eben ist die Idee zur Pflasterlyrik entstanden.
Lyrik interessiert mich schon lange, damals, kann ich heute fast sagen, lebten und lasen noch Autorinnen und Autoren der “Arbeiterdichtung”, oder, etwas neutraler formuliert, der “Literatur der Arbeitswelt”.
Von Richard Limpert bekam ich vor mehr als 30 Jahren mal ein Autogramm in eins seiner Werke geschrieben; ja, ja, damals brachte der kürbiskern Damnitz Verlag noch regelmäßig seine Reihe Zeit-Gedichte heraus.
In einem anderen Heft dieser Reihe las ich von Gerhard C. Krischker:
du hast
dich aufgerieben
für meine fehler
Damals wusste ich noch gar nicht, was ein ‘Epitaph’ ist und musste es im Fremdwörterbuch nachschlagen, zum Glück hatten wir so etwas Zuhause. Als erste Bedeutung angegeben war dort: “a) Grabschrift”.
Für die Straßenmalkreide gilt anderes, sie reibt sich in der Fußgängerzone für den persönlichen Ausdruck, die Freude, das Interesse und die Reaktionen Aller auf.
Die Idee zu der Aktion habe ich schon seit drei, vier Jahren. Als die Planungen ernsthafter wurden, vor zwei Jahren, habe ich “Pflasterlyrik” als de-Domain für das Lyrik-Lab Ruhrgebiet angemeldet und wenigstens schon mal grundlegende Infos auf die Seite gebracht.
Klar war, dass eine solche Aktion nur zusammen mit einer Kommune gut durchzuführen ist. Es stellte sich also die Frage, mit welcher?
Sicher, das Ruhrgebiet liegt nahe, 2010 waren wir Kulturhauptstadt Europas! Viele erinnern sich bestimmt noch an die verschiedensten und ungewöhnlichen, tollen Aktionen. (Nebenan,ein Ü-Pott vom Still-Leben auf der A 40 vom 18. Juli 2010.)
Aber auch Köln, Düsseldorf und viele andere Städte in Nordrhein-Westfalen oder den anderen Bundesländern wären infrage gekommen und kommen weiterhin infrage. Gelsenkirchen wurde es schließlich, weil es die Stadt ist, in der ich bislang die meiste Zeit meines Lebens verbracht habe. Hier habe ich die Schulen besucht, meine Berufsausbildung gemacht, in Gelsenkirchen sind meine vier Kinder zur Welt gekommen und und und.
Doch neben diesen vielfältigen Beziehung ist von meiner Seite aus auch noch zu erwähnen, dass Gelsenkirchen mit seinem jetzigen Oberbürgermeister Frank Baranowski dem Projekt von Anfang an aufgeschlossen gegenüberstanden und seine Durchführung begrüßt und unterstützt haben.
Deshalb ist es gut, schön und richtig, dass die weltweit erste Pflasterlyrik-Aktion auf kommunalem Boden am 20. August 2016 auf dem Neumarkt in Gelsenkirchen stattfindet.
Neben der reinen Projektierung des Pflasterlyrik-Events in Raum und Zeit, führte die Konkretisierung des Projektes dazu, dass ich weitere poetische Erkundungen des Geländes mit eigenartigen Herangehensweisen unternehmen musste und unternommen habe.
... demnächst geht’s weiter
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