"Giebelfenster müßte man sein -"
Pflasterlyrik 2024 weckt weitere Wünsche

Ein weiteres Mal brachten engagierte Autorinnen und Autoren ihre Gedichte aufs Gelsenkirchener Pflaster; diesmal im Ückendorfer Kultur-Kiez auf dem Franke-Platz. Bei Sonnenschein und entspannter Atmosphäre wurden dem Publikum am 7. September wieder interessante und überraschende Gedichte präsentiert.

Begleitend dazu gab es lyrische Vorträge und tolle westafrikanische Rhythmen, gespielt von Aladji Touré und Les Djembistes, sogar zu Drehorgelstücken.

 Folgend dokumentieren wir die aufgeschriebenen Gedichte wieder in alphabetischer Rheinfolge nach Familienname, Vorname.

 Doch zuallererst und vorweg das als Gemeinschaftswerk entstandene Bunte Gedicht 🙂
 

Buntes Gedicht

Es beginnt mit einer Zeile
dauert eine Weile …
Zusammen schaffen wir hier viel
wie im Kinderspiel
Denn die wirklich schönen 
Sachen müssen letztlich
Spaß auch machen
und neue Creativität lebendig
So reiht sich Wort an Wort
an diesem Pflaster-Ort
Katzengelee um Mitternacht
trommelnde Häuser in uns vermacht
Die Maus tanzt und lacht
bis der Käse vom Regal runterkracht
freier Sinn, doch mit Reim
buntes Wort auf grauem Stein 
Das ist fein
Giebelfenster
müßte man sein –
da hätt man einen Überblick

Verschiedentlich Verfasst

Buntes Gedicht der Pflasterlyrik 2024 Gelsenkirchen
Cordula Schloesser Braun schreibt ihr Gedicht bei der Pflasterlyrik 2024 Gelsenkirchen
Cordula Schloesser Braun schreibt ihr Gedicht bei der Pflasterlyrik 2024 Gelsenkirchen
Cordula S. Braun bei der Pflasterlyrik 2024 auf dem Franke-Platz in Gelsenkirchen schreibt
Stellt-man-sich dem Fremden vor, Pflasterlyrik-Gedicht von C.S. Braun

Stellt man sich

    dem Fremden vor
Um sich vor den Fremden
    zu stellen
Ist meine eigene
    Vor-Stellung
Etwas, das sich
    vor anderes schiebt
Um blind zu machen
    für das Dahinter
Um im Schatten
    des Vorgestellten
    zu verblassen
Wird so der Welt
Allerhand vor-gestellt
Um im Vor
    zum Ver-stellen zu werden
    (…)
C. S. Braun

Der Fortschritt

Er schreitet fort
und fort
und weiter fort
und irgendwann
konnte ich ihn

nicht mehr sehen

Elke Holland
Fortschritt, Pflasterlyrik-Gedicht von Elke Holland
Buchstaben-Spiel, Pflasterlyrik-Gedicht von Elke Holland

Ich spiele mit

Buchstaben
und liebe dich auf Vorrat
ich nehme Worte
auseinander und setze
uns statt ihrer
zusammen

 
Elke Holland (2)

MONTAGE

Montagmontagmontagmontagmon
tagmontagmondtagmondtagmond
tagmondtagmondtagmondtagmon
Tagmond


Elmar Keldenich

MONTAGE, Pflasterlyrik-Gedicht von Elmar Keldenich
Beziehungen, Pflasterlyrik-Gedicht von Ulrike Pietrzak

Beziehungen sind nicht

dafür da
um die Zeit zu vertreiben
sondern mit der Person
zusammen zu sein
für die man
ohne eine Sekunde 
zu überlegen
Alles tun würde

 
Ulrike Pietrzak

Wo ist Gott?

Im Du ist Gott!
Gott ist nicht der
Grund
warum ich die Menschen
liebe
Es gibt nur eine Grund
warum ich Menschen liebe
und das sind die Menschen
selbst
Gott ist im Du
Er ist das Du
Im Du ist Gott
Volker Pietrzak

Wo-ist-Gott, Pflasterlyrikgedicht von Volker Pietrzak
Fleisch Marie Pflasterlyrikgedicht von Hajnalka Peterfy

Fleisch Marie

die Taube hat sich erhoben
das Fleisch Marie
liegt im Feuer
die Taube fliegt,
und das Feuer brennt
die Sonne geht zuneige
das Fleisch Marie
geht im Sonnenuntergang dahin
Wir kümmern uns
Marie
und die Taube fliegt
damit sie nicht umkommt
Marie die Taube fliegt
und das Feuer brennt

Hajnalka Peterfy

MUT

Nur weil da diese leise
Stimme spricht;
es geht einfach nicht!
musst du längst nicht
darauf hören
du musst dann einfach stören

Einen Fuß vor den
anderen setzen
die Zweifel einfach zerfetzen
Mit all deinem MUT
voran gehen
und diese Probe mit
Leichtigkeit
bestehen
L. Stenkamp

MUT, Pflasterlyrikgedicht von L. Stenkamp